Serie: Adobe Towns
Ein Film von Stefan Tolz
© 2004 / 43 min (dt.+franz.) und 52 min (dt.+engl.) / Digi Beta / 16:9 / Stereo
Inmitten der Sanddünen und Steinwüsten Südarabiens stehen 500 Hochhäuser aus Lehm inmitten einer der schönsten Oasenlandschaften der Erde: die Stadt Shibam, die sagenhafte Wüstenburg des Jemen.
Die alte Handelsstadt war über Jahrhunderte einer der wichtigsten Karawanenstützpunkte an der legendären Weihrauchstraße in der bizarren Landschaft des Wadi Hadramaut, eines 150 Kilometer langen Canyons, dessen Ausläufer sich bis zum Indischen Ozean erstrecken. Seit alters her wird hier der traditionelle Lehmbau gepflegt, doch seit den 90er Jahren wird die homogene Architektur der Region von immer neuen Betonbauten bedroht. Auch sind die schmalen Hochhäuser der Altstadt Shibams für viele Familien zu klein geworden, um allen Kindern mit ihren Familien Platz zu bieten. Wer kann, baut heute größer und breiter — und verlässt die Altstadt.
Baumeister Said Ba Suatain ist ein Urgestein Shibams und einer der Menschen der Stadt, die der Film in ihrem Alltag begleitet. Said überwacht die Einhaltung der traditionellen Bauweise in der Altstadt, in der bis heute kein Betonziegel verbaut werden darf. Ein besonderes Kennzeichen der Lehmarchitektur im Wadi Hadramaut ist der weiß leuchtende Kalkverputz, mit dem die Bewohner ihre Häuser vor der Erosion durch Wind und Regen schützen. Die zwei Kalkarbeiter Ali Ahmed und Salem Hamdun erzählen von ihrer schweren Handarbeit, die für die Erhaltung der Architektur so wichtig ist. Der Film begleitet die Bewohner Shibams auch während der Tage des islamischen Opferfestes, wenn Männer aus allen Städten des Hadramaut nach Shibam kommen, um den Shabwania zu tanzen, einen selten aufgeführten Kriegstanz, der einst Mut und Glück im Kampf gegen fremde Eindringlinge bringen sollte. Schwer war es, Zugang zur den Frauen der Stadt zu erhalten. Traditionell bleiben sie im Haus und verlassen es nur zu den Marktzeiten. Voll verschleiert und mit verdeckten Augen weichen sie dem Blick fremder Männer aus. Nur unbemerkt von ihren Familien und Nachbarn, gelang es am Ende doch, drei junge Frauen zu ihrem Leben zu befragen.
In kaum einer anderen Stadt hat sich das traditionelle arabische Leben so erhalten wie in Shibam. Doch seit ihre Stadt als Handelspunkt keine Bedeutung mehr hat, ist den Bewohnern nur noch ihre Arbeit mit Lehm und Kalk als Einkunftsmöglichkeit geblieben. Immer mehr Männer wandern aus in die Golfstaaten. Man kann nur hoffen, dass es auch in Zukunft genügend Bewohner geben wird, die um den Erhalt ihrer einzigartigen Architektur kämpfen und die Instandhaltung ihrer Häuser nicht vergessen werden.