Serie: Cities by the Sea
ein Film von Ilka Franzmann
© 2015 / 43 min (dt.) / 52 min (eng.) / HD / 16:9 / Stereo
Marseille, die heimliche Hauptstadt des Mittelmeers, ist Frankreichs älteste und zweitgrößte Stadt. Für die einen vibriert sie vor Lebenslust und Kreativität, für die anderen versinkt sie in sozialen Problemen. Noch vor wenigen Jahren war die Hafenmetropole verrufen: laut, dreckig, kriminell. Marseille hat hunderte Millionen investiert, um dieses Image zu verbessern. Heute erstrahlt die Stadt in neuem Glanz. Die Einwohnerzahl steigt und seit die Mittelmeermetropole 2013 Kulturhauptstadt Europas war, blüht Marseille kulturell auf.
An der Seite von Marinemalerin Marie Détrée-Hourrière erreicht der Film Marseille auf dem schönsten Weg: vom Meer aus. Die Künstlerin gehört zur friedlichsten Truppe der französischen Armee: statt zum Gewehr greift sie zu Tusche und Pinsel.
In den Banlieux des Marseiller Nordens – bekannt durch Bandenkriege, Einbrüche, Schießereien – begegnet der Zuschauer dem Kunstreiter Manolo Bez. Seine Projekte, die sich an Kinder aus instabilen Verhältnissen richten, spielen mit dem Mythos des Zentauren, der magischen Verbindung zwischen Mensch und Tier. Die Situation der meisten Kinder von Marseille Nord ist prekär, die Zukunftschancen sind schlecht. Manolo will ihre Phantasie beflügeln und den Glauben daran, dass Unmögliches möglich ist.
In den Calanques, dem Küstenmassiv im Süden Marseilles, trifft der Film den Fischer Jean-Claude Bianco. Sein größter Fang ging um die Welt: In seinem Netz fand er ein Silberarmband, das das Rätsel um den 1944 verschollenen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry lösen half.
Wie ein gestrandeter Dampfer wirkt die „Cité radieuse“, die „strahlende Stadt“ des Architekten Le Corbusier. Der futuristische, anfangs ungeliebte Betonklotz ist heute Kult. Junge Designer und Künstler aus Paris bringen neues Leben in den Architekturklassiker. Das Dach wurde zum Dorfplatz umfunktioniert und in einem schicken Apartment darf probegewohnt werden.
Im Norden Marseilles begegnet der Film Boxtrainer Kayser, der die Aggression der Straße in sportlichen Ehrgeiz umwandelt. Die Musikerin Karine Hallakoun singt von Visa, die Menschen erlauben, sich genauso frei in der Welt zu bewegen wie Waren. Und in einem Atelier mitten im Fährhafen treffen wir auf einen Maschinenkünstler, der die Welt verbessern will.
Es heißt, Marseille habe sich in den letzten Jahren so stark verändert wie Berlin nach dem Fall der Mauer. Der Film taucht ein in die mediterrane Welt von Frankreichs zweitgrößter Stadt. Er porträtiert Menschen, die von der Hafenmetropole geprägt wurden und deren Visionen für das neue Lebensgefühl der „Schönen des Südens“ stehen.